Unser Vizeobmann Andreas Hörlsberg ist zufällig auf eine Aufklärungskampagne der Wildlebenraum Salzburg GmbH mit Herrn Meyer-Melnhof, begleitet von einem Kamerateam des ORFs, in der Glasenbachglamm getroffen.
Was dort passierte und wie wir zu dem Flyer stehen, der verteilt wurde, lest ihr hier.
Persönliches Statement; Andreas Hörlsberger - Vizeobmann Mountainbike Salzburg - der Verein:
Heute habe ich auf einer Ausfahrt zufällig Max Mayr-Melnhof, in Begleitung mehrerer Vertreter der Jägerschaft und eines Kamerateams des ORF Salzburg, bei einer Diskussion mit einem Mountainbiker und seinen Kindern gesehen. Ich bin hingefahren, habe mich vorgestellt und bin schlichtend in die Diskussion eingestiegen. Ich hatte eine konstruktiven Austausch mit Herrn Mayr-Melnhof, habe mir den promoteten Flyer der Wildlebensraum Salzburg GmbH angesehen und habe dem ORF ein Statement, um das ich gebeten wurde, zugesagt.
Den daraus entstandenen Beitrag findet man hier: https://tvthek.orf.at/.../Aktion-zum-Schutz-von.../14906978
Ich, und wir als Mountainbike Salzburg - der Verein (Mtb-salzburg.at), setzen uns für Naturschutz ein und begrüßen diese, wie auch jede andere Naturschutzaktion, sehr! Wie man auch an den Trailregeln auf unserer Homepage und unseren Aufklärungs- und Trainingsbemühungen deutlich sehen kann. Dies habe ich auch in die Kamera gesagt. Leider wurde genau dort weggeschnitten wo ich erklären wollte was ich an diesem Flyer kritisch sehe. Es wäre noch ein Satz gefolgt, dass ein Verweis auf eine ausschließliche Benutzung ausgewiesener Mountainbikestrecken gut klingt, aber, aufgrund komplett fehlenden Angebots, nicht umsetzbar ist.
Hintergrund:
Die in dem besagten Flyer beschriebene „Naturregeln“ sind eine gute und begrüßenswerte Grundlage für ein naturverträgliches Verhalten aller Besucher des Waldes. Leider werden aber Mountainbiker explizit als Beispiel aufgeführt wenn es um „kreuz und quer fahren durch die Wiese und den Wald“ geht. Dies sehe ich kritisch, da diese Aussage ein klassisches Vorurteil gegenüber Mountainbikern befeuert, das der Überprüfung im „echten Leben“ nicht standhält. Mountainbiker fahren (mit extrem wenigen Ausnahmen) nicht „kreuz und quer“. Das ist auch nicht das Ziel der Mountainbiker, auch weil kreuz und quer, also abseits von Wegen, zu fahren keinen Spass macht (auch mit den modernen Bikes nicht) und die Natur offensichtlich schädigt. Selbst in unseren, mittlerweile sehr vielen, Gesprächen mit Grundeigentümern (auch mit jenen die Mountainbikern kritisch gegenüber stehen) in und um Salzburg wurden, wenn es um das Queren von Wiesen und Bewegungen wild und abseits von Wegen durch den Wald geht, Fußgänger, Wanderer und Schwammerlsucher als die Hauptprobleme genannt. Keine Biker. Dies ist ein Vorurteil, das in diesen Flyer leider explizit gemacht wird.
Was wir Biker wollen, ist die Erlaubnis vorhandene Wege, rücksichtsvoll, naturschonend und legal zu benutzen. Dies ist auch aus Sicht des Naturschutzes problemlos möglich. Mir ist keine einzige Studie bekannt, welche die Auswirkungen von Bikern auf Tiere kritischer beurteilt als die Auswirkung von Wanderern. Auch wenn das für viele kontraintuitiv klingen mag. Im Gegenteil, es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Auswirkungen auf Wildtiere durch Biker nicht schlimmer sind als jene durch Wanderer. Bspw. Hier: https://www.mountainbike-tourismusforum.de/forschungsstan... „Der Vergleich zeigt, dass anhand der vorliegenden Untersuchungen eine Schlechterstellung des Mountainbikens auf vorhandenen Wegen gegenüber dem Wandern oder anderen Natursportarten naturschutzfachlich nicht begründbar ist.“ Somit ist es nicht nur sehr schade, sondern auch nicht mit Fakten zu belegen, dass Mountainbiker als zentrales Problem für Flora und Fauna dargestellt werden.
Als zweiter Punkt, verweist der besagte Flyer explizit darauf, dass nur „ausgewiesene Mountainbikerouten“ von Bikern zu benutzen sind. Auch dies klingt aufs erste nachvollziehbar. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass in und um die Stadt Salzburg herum kein einziger für Biker freigegebener Singletrail / Wanderweg existiert und man als Biker innerhalb Österreichs eine Stunde und mehr Auto- oder Zugfahrt in Kauf nehmen muss um einen Trail legal befahren zu können, erkennt man leicht, dass diese Forderung ohne angemessenes Angebot unerfüllbar und selbst naturschädigend ist. Genau aus diesem Grund wurde unser Verein gegründet. Um diesen kontraproduktiven Missstand mit Einzelvereinbarungen mit Grundeigentümern, dem Naturschutz und der Jägerschaft zu beheben. Leider verlaufen diese Verhandlung schleppend und waren auch die letzten Jahrzehnte, vor der Gründung unseres Vereins, nicht von Erfolg gekrönt.
Ich persönlich und wir als Verein erhoffen uns auch von der Jägerschaft, dass sie, auch aus Eigeninteresse, unsere Bestrebungen unterstützt, statt Vorurteile zu befeuern und aus Sicht das Naturschutzes fraglich zu argumentieren. Denn wir haben in Wahrheit die gleichen Ziele.
Eine Freigabe mehrerer bereits vorhandener Wege als Shared Trails für Mountainbiker und Wanderer ist nachweislich die mit Abstand naturschonendste Lösung!
Es werden keine neuen Wege geschaffen, die Fällungen und Waldarbeiten mit sich bringen würden.
Die Wildtiere werden nicht mit neuen Wegen konfrontiert. Die Lärmentwicklung auf den vorhandenen Wegen sind sie bereits gewöhnt. Unabhängig davon ob diese durch Wanderer oder Biker entsteht, auch, da diese vergleichbar ist.
Es gäbe eine Bündelung der Biker auf mehrere Wege an denen Benutzungsregelungen getroffen werden könnten (dann aber bitte für alle Nutzergruppen, und nicht nur für eine, die nachweislich keine schädlicheren Auswirkungen hat als die anderen)
Wenn shared trails nicht umsetzbar sind, bspw. aufgrund fehlender Zustimmung der Grundeigentümer, dann sind dezidierte legale Mountainbikewege die zweitbeste Lösung
Den Rest des Flyers halte ich für absolut unterstützenswert, und ich freue mich auf weiteren konstruktiven Austausch mit der Jägerschaft und ihren Vertretern, aber bitte auf Basis von Fakten und Gleichbehandlung.
Und ja, mir ist bewusst, dass auf Basis des Forstgesetzes von 1975 ein Betretungsrecht für Wanderer, Ski-Fahrer und Ski-Langläufer im Wald besteht, Mountainbiker aber nicht genannte werden und somit vom Betretungsrecht nicht umfasst werden. Da 1975 Mountainbikes noch nicht erfunden waren, wäre es wohl auch anders nicht möglich gewesen. Eine Bundesweite Änderung des Forstgesetzes halte ich mittlerweile, in näherer Zukunft, mangels politischer Unterstützung, für illusorisch. Und somit wird Österreich weiterhin das einzige Mitteleuropäische Land bleiben, in dem Mountainbiker explizit von der Nutzung der Natur ausgeschlossen sind. Umso mehr ist es dringend nötig, die Interessengruppen zu bündeln um ein geeignetes und ausreichendes Angebot auf Basis von Einzelvereinbarungen zu schaffen. Dies ist ohne Grundeigentümer und Jägerschaft nicht möglich. Genau diese Gruppen würden aber, wie auch die Natur, die Mountainbiker und alle anderen Nutzergruppen von einem angemessenen legalen Angebot profitieren.
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