Erste-Hilfe-Kurs am ASKÖ Heuberg Trail: Worauf du während eines Notfalls beim Mountainbiken achten solltest
- MTB Salzburg - Der Verein
- vor 5 Tagen
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Hey, alles gut bei dir? Brauchst du Hilfe? Wir alle werden diese Worte schon einmal auf dem Trail gesagt oder gehört haben. Während es sich in den meisten Fällen um technische Probleme handelt, die mit ein wenig Fachsimpelei gelöst werden, kann das bei einem Notfall ganz anders ausschauen. Hättest du die nötige Ruhe und wüsstest, was zu tun ist, wenn eine andere Person auf deine Erste-Hilfe-Maßnahmen angewiesen ist?
Was aufgrund von Schlechtwetter-Tagen und – passenderweise einer Verletzung – einige Male verschoben wurde, fand endlich statt. Gemeinsam mit der ASKÖ Salzburg und dem Salzburger Alpenverein nahmen einige Mitglieder an einem gemeinsamen Erste-Hilfe-Kurs für Mountainbiker:innen unter der Führung von David Kronreif von der Bergrettung Salzburg teil. Welche Eindrücke und Erkenntnisse wir mitnehmen konnten, erfährst du hier.

Wie viel weißt du noch über Erste-Hilfe?
Bereits an dieser Stelle möchten wir dir ins Gewissen reden: Wenn dein Know-How über Erste-Hilfe noch vom Führerschein-Seminar stammt, ist es Zeit für eine Auffrischung. Schnapp dir deine Freund:innen, mit denen du sonst auch draußen unterwegs bist – egal ob Bike, Skitour, Klettern, etc. – und habt eine gute Zeit bei einem Outdoor-Erste-Hilfe-Kurs. Es werden Basics wiederholt und Szenarien besprochen, die bei deinem Sport auftreten können. Verschiedene Vereine und Organisationen bieten so etwas an:
Prävention statt Palaber
Wer mit dem Mountainbike durch die Wälder pedaliert, sollte nicht nur ans nächste technische Trail-Feature denken, sondern auch an das, was abseits der Ideallinie passieren kann. Gute Vorbereitung beginnt schon vor dem Ride:
Bike-Check: Überprüfe dein Bike gründlich – Bremsen, Reifen, Fahrwerk – und packe nicht nur Snacks und Wasser ein, sondern auch Hirn und Verstand.
Tourenplanung: Plane die Tour so, dass sie deinem Können, der Tageszeit und dem Wetter entspricht.
Buddy System: Fahre nicht allein, oder wenn doch, sag jemandem, wo du bist.
Psychospielchen: Auch das richtige Mindset gehört dazu: Wer übermüdet oder übermütig startet, riskiert mehr als einen Platten. Am Ende geht’s nicht um Sekunden, sondern darum, gesund wieder unten anzukommen.

Was gehört in ein Erste-Hilfe-Set für Mountainbiker:innen?
Die erste Frage, mit der wir am Trailstart des ASKÖ Heuberg Trails konfrontiert wurden, glich der Überprüfung der Hausaufgaben: “Packt mal eure Erste-Hilfe-Sets aus und zeigt, was ihr habt”, hieß es von David. Während bei einigen betretenes Schweigen folgte, kramten andere ihr Equipment aus den Rucksäcken.
Nach einem prüfenden Blick in die Runde kam direkt der erste Tipp: „Sorgt dafür, dass euer Erste-Hilfe-Set wasserdicht verpackt ist!”
Vor uns ausgebreitet, tauschten wir uns dann über die Hilfsmittel am Trail aus:
Dreieckstuch
Rettungsdecke
Kompressen
Sterile Wundauflagen
Pflaster
Einweg-Handschuhe
Schere/Messer
Sicherungsnadeln
Stütz-Schiene (Sam Splint)
Israeli Bandage
Dazu muss man sagen, dass die Menge der Gegenstände sowohl vom Umfang und der Intensität deiner Touren abhängt. Wer vor den Toren der Stadt auf eine schnelle Runde am Heuberg dreht, wird in den seltensten Fällen mehrere Dutzend Kompressen benötigen. Doch auch hier gilt: Besser haben als brauchen.

Notrufnummern, die in Europa und speziell in Österreich am Berg helfen
Wenn's kracht, zählt jede Sekunde – und der Griff zum Handy kann Leben retten. Noch bevor du auch nur einmal den Bremsfinger gezogen hast, solltest du dich mit den Notrufnummern vertraut machen. In ganz Europa erreichst du unter der 112 die Notrufzentrale, egal ob du im Tal oder mitten im alpinen Gelände stehst. Der Anruf ist kostenlos und funktioniert auch ohne Guthaben – mit etwas Glück sogar bei schwachem oder fremdem Netz.
Da Geschwindigkeit bei einem Notfall ein Faktor ist, solltest du immer die lokalen Nummern berücksichtigen, da die Infos von der Notrufzentrale auch erstmal an lokale Rettungskräfte weitergeleitet werden müssen. Je direkter der Weg, desto schneller die Rettung. Speichere sie dir am besten in den Favoriten ab. In Österreich helfen folgende Nummern:
Bergrettung Österreich: 140
Rettung Österreich: 144
Polizei Österreich: 133
Feuerwehr Österreich: 122
Ärztlicher Notdienst Österreich: 141
Tipp für Bikepark-Pilot:innen: Speichere die im Bikepark gängige Nummer für Rettungen ab, bevor du dein Rad an die Gondel hängst. Obwohl dir bei den anderen Nummern genauso geholfen wird, ist die Rettungskette über diese Nummer in der Regel schneller. Zudem sind lokale Helfer:innen besser mit den Rettungspunkten vertraut, die in regelmäßigen Abständen neben der Strecke stehen und wissen über die Besonderheiten Bescheid.
Apps und Co: Ortung im Ernstfall
Wer stürzt, sucht sich das Wo normalerweise nicht aus. Während du auf den Hometrails noch jeden Ast kennst, kann das im Urlaub oder auf längeren Touren schon anders ausschauen. Beim Absetzen eines Notrufs wird dich dein Gegenüber fragen, wo du gerade bist. Je nach Rettungssystem wird dein Standort auch übermittelt – aber eben nicht immer! Moderne Apps teilen dir deinen Standort ziemlich genau mit und nutzen dazu Längen- und Breitengrade (z. B. 47.833255, 13.112608). Je nach App kann für die Standortbestimmung Mobilfunkempfang notwendig sein. Es ist daher sinnvoll, in der Region, in der du dich befindest, auf Offline-Karten oder die GPS-Ortung kostenpflichtiger Apps zurückzugreifen.
Touren-Apps: Egal ob Komoot, Outdooractive, Bergfex, etc – moderne Outdoor-Touren-Apps bieten alle die Möglichkeit der Standortbestimmung. Je nach App und ob du dafür zahlst, nutzen sie dafür GPS oder das Mobilfunknetz. Mach dich mit deiner App vertraut, dass du immer sagen kannst, wo du dich befindest.
Maps: Auch in herkömmlichen Apps wie Google Maps kannst du dir deinen Standort anzeigen lassen. Auch hier gilt: Mach dich mit dem Programm vertraut, um schnell dorthin zu navigieren.
Notfall-Apps: SOS-EU-Alp (IOS/Android) oder Echo SOS sind Apps, die bei Betätigung sowohl Standortdaten als auch medizinische Daten sowie Kontaktinformationen übertragen – das spart Zeit. Beachte jedoch, dass je nach App lokale Nutzungsbeschränkungen vorliegen können. Außerhalb von Bayern, Tirol und Südtirol werden bei SOS-EU-Alp bspw. die Standortdaten nicht automatisch übermittelt!
Nachdem wir über die Basics gesprochen haben, ging es für uns auf den Trail. Wir schnappten uns die Bikes und rollten über die noch feuchten Wurzeln des Heubergs, bis wir an einem trockenen Fleck aufeinander warteten.
Aufmerksamkeit und proaktives Handeln: Erste-Hilfe am Berg
Ob auf der Forststraße, im alpinen Gelände oder am Flowtrail – beim Biken kann immer etwas passieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit haben wir einige Infos zusammengetragen:
Checkliste für Erste-Hilfe: absichern, kommunizieren, handeln
Solltest du einer verletzten Person begegnen, bleibe stehen und vergewissere dich, dass es ihr gut geht! Wer kommentarlos weiterfährt, riskiert rechtliche Konsequenzen, aufgrund von unterlassener Hilfeleistung. Selbst wenn die Person fit und munter wirkt, solltet ihr noch einige Minuten zusammen warten. Häufig sorgt Adrenalin dafür, dass Verletzungen und Schmerzen zeitverzögert wahrgenommen werden. Je nach Situation sind folgende Schritte nötig:
Eigensicherung: Sichere die Unfallstelle ab, sodass nachkommende Biker:innen frühzeitig auf euch aufmerksam gemacht werden.
Bewusstseins- und Atemkontrolle: Spreche die betroffene Person an und stelle dich vor. Sollte keine Reaktion kommen, überprüfe die Vitalzeichen.
Stabile Seitenlage: Sollte die Person nicht mehr anzusprechen sein, kontrolliere die Atmung. Solltest du eine regelmäßige Atmung feststellen, bringe sie in die stabile Seitenlage.
Lebenserhaltende Maßnahmen: Wenn keine Vitalzeichen bestehen, musst du mit der Reanimation beginnen.
Notruf: Nutze eine lokale Notfallrufnummer, um die Rettungskette in Gang zu setzen. In den meisten Fällen begleiten dich die Helfer:innen am Telefon durch die nächsten Schritte.
Kommunikation: Behalte im Hinterkopf, dass die verletzte Person womöglich verwirrt und unsicher ist. Je ruhiger du agierst, desto eher beruhigt sich auch die betroffene Person (Hey XY, kannst du deinen Arm heben? Ich würde gerne überprüfen wollen, ob noch weitere Verletzungen vorliegen.)
Wärme erhalten: Verletzte Personen verlieren schnell an Körperwärme. Stelle sicher, dass du die Person warm hältst:
Auf einen Rucksack setzen/legen lassen
Rettungsdecke nutzen, um Patient:in zu wärmen
Blutungen stoppen: Manchmal genügt ein Pflaster, ein anderes Mal ein Verband mit einer sterilen Wund-Unterlage und ein anderes Mal braucht’s einen Kompressionsverband. Übe die Schritte regelmäßig.
Lagere die betroffene Stelle im besten Fall hoch, sodass der Blutrückfluss erschwert und die Blutung gestoppt wird.
Stützen: Ist die Person ansprechbar und ruhig, kannst du weitere Maßnahmen einleiten. Eine Schiene hilft dir beispielsweise dabei, betroffene Gliedmaßen zu entlasten. Ein Dreieckstuch schafft zusätzlich Abhilfe und kann auf unterschiedliche Arten eingesetzt werden.
Obwohl wir nicht jedes Szenario durchspielen konnten, da die Kursdauer begrenzt war, möchten wir David Kronreif von der Salzburger Bergrettung unseren Dank aussprechen. Mit mehr Selbstvertrauen für den Notfall im Hip Bag und einem frisch aufgefüllten Erste-Hilfe-Set sind die Teilnehmer:innen nun besser vorbereitet.
Erste-Hilfe ist fast wie Fahrtechnik: Üben hilft!
Erste-Hilfe lernt man nicht in der Theorie, sondern praktisch. Ähnlich wie bei einem Lawinenkurs für Skitourengeher:innen, zahlt es sich aus, die notwendigen Schritte zu üben. Bevor nach einer Tour der erste Kronkorken den Hals der Flasche verlässt, einfach mal die Truppe zusammentrommeln und 30 Minuten lang üben. Alle erzählen, was sie wissen, man kann sich austauschen und das ein oder andere Szenario durchspielen.
Der Alpenverein hat für den Fall der Fälle eine Videoreihe zusammengestellt, die wichtige Punkte umfasst. Viel Spaß beim Ausprobieren! Die gesamte Playlist zur taktischen Alpinmedizin findest du auf YouTube.
Häufig gestellte Fragen für Situationen, in denen Erste-Hilfe notwendig ist:
Was ist das Erste, was ich machen muss, wenn ich eine verletzte Person auf dem Trail finde?
Der erste Schritt an einem Unfallort ist immer die Eigensicherung. Sperre den Unfallort an einer übersichtlichen Stelle ab. So stellst du sicher, dass sich weder nachfolgende Biker:innen verletzen, noch dass die bereits gestürzte Person weiteren Schaden nimmt. Zudem reduzierst du das Risiko, selbst verletzt zu werden.
Kann ich Mountainbiker:innen nach einem Sturz den Helm vom Kopf nehmen?
Den Helm eines gestürzten Mountainbikers oder -bikerin nimmst du grundsätzlich dann ab, wenn die Person bewusstlos ist oder lebensrettende Sofortmaßnahmen (Atemwege prüfen, Wiederbelebung, Seitenlage) nötig werden.
Ist die Person wach und ansprechbar, bleibt der Helm zunächst auf, außer besondere Umstände sprechen für die Abnahme. Ein Irrtum zugunsten der Lebensrettung hat Vorrang vor Bedenken wegen möglicher Wirbelsäulenverletzungen!
Was soll ich machen, wenn einem ein Ast im Bein steckt?
Es gilt: Alles, was steckt, bleibt erst einmal stecken und nichts wird herausgezogen. Sollte die Wunde bluten, lege einen Kompressionsverband so an, dass der Ast sich im besten Fall nicht bewegt.
Comentários